What about Whataboutism?


In dem Artikel „Über rhetorische Ausweichmanöver“ des Zeit-Magazins Nr.24 geht es um Whataboutism, einem unschönen, aber wirkungsvollen rethorischen Stil. Ich selbst kenne ihn unter dem Namen Nebenkriegsschauplatz. Da bin ich doch verleitet zu sagen: What about other tricks? Schauen wir doch mal, wie wir unsere Rhetorik mit diesem und weiteren Mitteln aus der untersten Schublade der Dialektik aufrüsten können.

Kurz zusammengefasst geht es bei Whataboutism darum, Fragen mit einer Gegenfrage zu kontern. Meist will der Gefragte dabei die in eine Frage verpackte Kritik moralisch an den Verfehlungen des Fragenden spiegeln.

  • Was ist mit den Menschenrechtsverletzungen in Russland? Was macht Ihr in Guantanamo?
  • Warum sind Frauen bei Euch unterdrückt? Was macht Ihr denn mit den Schwulen?
  • Diese Ehesünderin steinigen? Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.

Der Trick ist, dass zu dem Kriegsschauplatz in der Verantwortung des Gefragten, ein Nebenkriegsschauplatz in der Verantwortung des Fragenden eröffnet wird. Ziel ist dabei, die Gesprächssituation moralisch auszugleichen.

Unabhängig davon, wessen Partei der Zuhörer ergreift, erscheint das Gespräch als Angriff und Verteidigung, weniger als Diskurs. Wir erleben dieses Stilmittel als wenig konstruktiv.

Ganz im Sinne des Whataboutism schauen wir uns mal weitere Stilmitteln an, mit denen wir unser Image als fairen Gesprächspartner abschütteln können. Fragen wir unsere Internet-Suchmaschine der Wahl nach „rhetorische Tricks“, bekommen wir reichlich Material zur Fortbildung unserer Dialektik. Schauen wir uns ein paar Beispiele an. Ich füge unten meine Lieblingsquellen an und halte diesen Artikel kurz, damit Ihr noch Zeit habt, Eure Werkzeugkiste zu füllen. Wichtig ist, dass Ihr jede Gelegenheit nutzt, diese Werkzeuge zum Einsatz zu bringen. Belanglose Gespräche zwischen lang Verheirateten können so wieder an Würze gewinnen. Hier nun die Beispiele für weitere, schöne Stilmittel:

  1. Kompetenz in Zweifel ziehen.
    Nehmen sie mir es nicht übel und es ist ja auch nicht persönlich gemeint, aber ihr Ansatz ist nur in der Theorie gut. Sie als Wissenschaftler können ja aber auch nicht wissen, wie es in der Praxis aussieht.
  2. Unmoralisches Handeln behaupten
    Wenn wir ihren Vorschlag umsetzen, gefährden wir die Arbeitsplätzen Ihrer Kollegen und treten die Arbeit von Hunderten anderer mit Füßen.
  3. (Falsche) Einbeziehung einer Autorität
    Schon der Papst hat gesagt, dass mein Vorschlag für das Verhalten der Menschheit korrekt ist.

In diesen Artikel sind folgende Texte aus dem Internet eingeflossen, Ihr findet sicher noch mehr. Interessanterweise wird Whataboutism auch grade in vielen Blogs besprochen.

  1. Wikipedia: Whataboutism
  2. The European: Darf ich Ihnen dazu eine Frage stellen?
  3. Die Kolumnisten: Auf ein Wort: Whataboutism
  4. FAZ: 15 ziemlich fiese Rhetoriktricks
  5. Best Practice Training: Die sechs wichtigsten rethorischen Tricks

Was bleibt für mich? Ich suche noch mal weiter, wie ich diesen Tricks entgegnen kann. Die Quelle unter 5. gibt da schon ein paar Hilfestellungen. Anwenden möchte ich diese rhetorischen Mittel lieber nicht. Und ich habe mir zur Entspannung etwas Musik angemacht. Das Wort wurde schließlich nicht als Waffe erfunden sondern zur Verständigung! Da möchte ich doch glatt die Nutzer dieser Stilmittel der Unmoralischen Handlung bezichtigen!


Eine Antwort zu “What about Whataboutism?”